Überlingen, im Januar 2016
Liebe Mitglieder, liebe Freunde, liebe Schulgemeinschaft,
der kriegs- und krisengeschüttelten Welt zum Trotz leben und entwickeln sich die waldorfpädagogischen Initiativen in Russland weiter und gewinnen ganz, ganz langsam an Boden. Davon können Sie in den folgenden Beiträgen lesen, die von fünf verschiedenen Autoren und "Augenzeugen" stammen. Bevor wir uns diesem lebensvollen Treiben zuwenden, wollen wir eines verehrten Menschen gedenken, der den Verein WiR und die Schule in Jaroslawl geradezu leidenschaftlich unterstützt hat: Frau Dr. Maria Sophia Buhl, die im Juni hochbetagt . In seinem Nachruf würdigt Christian Pax ihr Engagement für Russland sehr treffend:
"Ein großes Herzensanliegen von Frau Buhl war die ganz praktische Unterstützung von Not leidenden Menschen. So wurde die Schule in Jaroslawl unterstützt, bis dahin, dass nicht mehr benötigte Wachsblöckchen und Flöten gesammelt wurden und sie sich das Essen vom Munde absparte. Der Kontakt zu dieser Schule war durch die Waldorflehrerin und Dozentin Warwara Tschachotina entstanden. In ihren Würzburger Lesekreisen, bei Freunden und Bekannten und schließlich im Heim in Nürnberg sammelte sie Geld für die Bibliothek, die Renovierung der Schulküche oder sie zahlte die Miete für die mittellosen Eurythmielehrer. Und immer legte sie selber noch einen dreistelligen Betrag drauf, den sie irgendwie erübrigen konnte. Gleich viel wog jedoch auch ihre seelische Unterstützung. Noch vier Wochen vor ihrem Tod erhielten die Freunde in Russland ein fast unleserliches aufmunterndes Zettelchen mit geballten guten Wünschen. Ihre geliebte Geige schenkte sie einem russischen Mädchen."
Wir denken in Verehrung und Dankbarkeit an sie. Die war ihr besonders wichtig, und so schließen wir den Bericht der dortigen Direktorin an:
Waldorfschule Jaroslawl
Liebe Freunde von WiR! In diesem Schuljahr konnten wir zwei neue Werkräume in Betrieb nehmen! Diese neuen Räume verdanken wir der großzügigen Spende von . Als dann doch das Geld ausging, war der Verein WiR die Rettung, das Projekt zu einem guten Ende zu bringen. Das war ein großes Geschenk, habt Dank!
Unsere Eltern bauten neue Möbel, Schränke und Regale. Das war auch ein Geschenk. Eine Grundsanierung mit neuen Fenstern und Fußböden wurde in der ersten Klasse und im Raum der Heilpädagogin durchgeführt. Das war ein Geschenk der Erstklasseltern Oxana und Sascha an die Schulgemeinschaft.
Die bisher ungenutzte 'Bruchbude' und darin einer der neuen Werkräume
Leider sind weniger Kinder an der Schule, als wir gehofft hatten. Nach meiner Rückkehr aus Überlingen im August hatte sich das Bild dramatisch verändert: die Krise, die Angst vor Arbeitslosigkeit und die Instabilität unseres Landes veranlasste viele Eltern, ihre Kinder in staatlichen Einrichtungen unterzubringen. Wir verloren dadurch 22 Schüler, und nur sechs kamen aus staatlichen Schulen zu uns. Für die Schule konnten wir also den erhofften Zuwachs nicht erreichen, dafür kamen viele neue Kinder in den Kindergarten, so dass wir zusätzliche Bettchen aufstellen mussten. Insgesamt betreuen wir nun 195 Kinder (142 in der Schule, 53 im Kindergarten).
Sechs junge Lehrer konnten wir einstellen, und alle brauchen Unterweisung in Waldorfpädagogik, so dass viel Arbeit vor uns liegt. Unterstützt werden wir dabei von Warwara Tschachotina, der unsere Schule und unsere Zukunft am Herzen liegt. Wir sind allen Menschen tief dankbar, die unserer Schule helfen, und allen, allen Menschen, die mit ihrer Spende in unsere Schule Wärme und Licht bringen, Hoffnung und den Glauben an das Gute.
In Dankbarkeit
Lena Sergejewa und das Kollegium der
Bazar 2015
Seit Wochen hatte Väterchen Frost Mütterchen Russland fest in seinem eisigen Griff mit Temperaturen bis zu minus 25 Grad. Als unsere russischen Gäste zum Bazar kamen, hatten sie das Gefühl, mitten im Frühling gelandet zu sein. Eine milde Sonne schien vom blassblauen Himmel und von Winter, Schnee, Eis und Frost keine Spur. Die Gruppe bestand diesmal aus vier Lehrerinnen und drei Schülern. Wir wollten ihnen den Aufenthalt so interessant und schön wie möglich machen und besuchten nicht nur Konzerte, sondern auch den Schaffhausener Rheinfall, den Weihnachtsmarkt in Lindau und bummelten mit ihnen in Konstanz und Ulm.
An den Vormittagen wurde mit den Schülern für den Auftritt im Russischen Restaurant geprobt. Die Puppenspielerin Lena Sevrikeeva bastelte und schnippelte an dem Schattentheater, das sie dieses Mal mitgebracht hatte und auch den Kindern der Unterstufe vorführen wollte. Ab Mittwoch wurde gekocht und gebacken: sage und schreibe 35 Engadiner Nusstorten für den Stand von WiR fabrizierte allein Lena Sidorova. Die übrigen 20 Stück verteilten sich auf Mütter unserer Schule und einige Schülerinnen aus Oberstufenklassen.
Am Freitag wurde das Restaurant in der Physik aufgebaut und am Samstag stand ein üppiges Buffet bereit: Piroschki, Salate, Bliny, Borschtsch, Pilzsuppe, Pelmeni und vieles mehr. Ab 12 Uhr brummte es im Restaurant, so dass wir kaum nachkamen und um 15 Uhr schon alles restlos ausverkauft war! Gewiss trugen Lenas zauberhaftes Spiel, die Gesänge und Tänze der Schüler zu dem großen Erfolg des Restaurants bei. In all den vergangenen Jahren haben die Russinnen, die das Restaurant bekochten, dies als Geschenk an uns betrachtet, als Bewirtung für uns als ihre Partnerschule, die durch Besuche, Geschenke, finanzielle Zuwendungen, durch den Verein WiR und nicht zuletzt durch gute Gedanken zum Bestehen der kleinen Jaroslawler Schule beiträgt. Auch wir danken unseren russischen Gästen!
Thea Hepting
Waldorfschule Woronesch
Die Waldorfschule Raduga in Woronesch lebt und arbeitet nun im dritten Jahr in ihrem eigenen Schulgebäude. Es befindet sich in dem Dorf Babjakovo, ca. 10 km östlich von Woronesch. Durch eine überaus intensive Elternarbeit und durch Hilfe aus Deutschland konnte dieses Gebäude damals erworben werden, obwohl mehrere andere potentielle Käufer sich dafür interessierten. Die Freunde der Erziehungskunst und unser Verein WiR ermutigten mit ihren Hilfsleistungen die Kollegen in Russland nicht unerheblich zum Kauf.
Waldorfschule 'Raduga' in Woronesch
In der Schule lernen heute 87 Schüler in den Klassen 1 bis 10. Die beiden Oberstufenklassen sind allerdings sehr klein, doch ist damit die grundsätzliche Entscheidung gefällt, wieder eine eigene Oberstufe aufzubauen. Wie in vielen anderen Waldorfschulen macht den Kollegen in Woronesch der Mangel an ausgebildeten Waldorflehrern zu schaffen. Immerhin konnten aus der Elternschaft zwei neue Lehrerinnen für Biologie und Chemie gewonnen werden. Die Schule wird sicher auch mit baulichen Forderungen konfrontiert werden, um eine Oberstufe adäquat unterrichten zu können.
Langsam macht sich in der Schulgemeinschaft eine Bewegung in Richtung Babjakovo bemerkbar. Neue Schüler kommen vermehrt aus den näherliegenden Stadtteilen der Großstadt oder aus umliegenden Dörfern. Aber auch alteingesessene Waldorffamilien und Lehrer verlegen zunehmend ihren Lebensmittelpunkt in die Nähe der Schule.
Schon seit vielen Jahren zeichnet Raduga ein freudvolles, lebendiges Schulleben aus. Die Jahresfeste werden zur Inspiration für die Gemeinschaft. Auch in diesem Schuljahr feierte sie schon das Erntedankfest, Michaeli, das "Lampionsfest” mit Mutproben in der Natur und einen großen Weihnachtsbasar, für den die Lehrerschaft wieder ein eigenes Theaterstück einstudierte. Vergangenen Sommer nahm die 8. Klasse an einem Theaterfestival in Moskau teil, an dem die Hauptdarstellerin den ersten Preis erringen konnte. Für die Ferien im Mai ist eine große, schulübergreifende Reise in den Kaukasus und ans Schwarze Meer geplant.
Generell legt die Schule großen Wert auf Außenkontakte. So konnte eine Kollegin im örtlichen Radio über die pädagogische Arbeit dieser alternativen Schule berichten. Auch die ist sehr schön gestaltet. Seit diesem Schuljahr bietet sie sogar Schulnachrichten in deutscher Sprache an. Somit möchten wir Sie, liebe Mitglieder von WiR, einladen, auf diesem Weg am Schulleben von Raduga teilzuhaben.
Das Werbeplakat für die Schule Raduga (Regenbogen):
"Natur – Mensch – Wissenschaft – Kunst – Handwerk: Die andere Schule"
Nun zurück zum Entwicklungsgedanken der Schule Raduga. Beim Kauf des Gebäudes erwarb die Schule nur den sehr kleinen Schulhof davor. Mehr war finanziell nicht möglich. Das weitläufige Gelände darüber hinaus gehört ebenfalls zur Schule, wird aber erst ihr Eigentum, wenn sie es bis zum April 2016 bezahlt. Das Kollegium sieht in diesem Land für die Zukunft hervorragende Entwicklungschancen. Einzelne Projekte wie Werkstätten könnten von Privatpersonen mit unternehmerischer Ausrichtung realisiert werden.
Eines dieser Projekte wurde schon in Angriff genommen und ist sehr weit fortgeschritten. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Schule wird derzeit ein Waldorfkindergarten gebaut, als private Unternehmung einer Schulfamilie. Noch im Frühling sollen dort 20-25 Kinder einziehen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Kindergarten besteht schon während der Bauphase und Raduga wird davon sicher profitieren.
Der neue Kindergarten im Bau
Die Hauptaufgabe der Schuldirektorin und des gesamten Kollegiums besteht selbstverständlich darin, den Kauf des Landes nun auch wirklich zu realisieren, um diese Zukunftsperspektive nicht zu verlieren. Ob die Schule die benötigten Geldmittel finden wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt keinesfalls sicher.
Jedenfalls bemüht sich die Schulgemeinschaft erneut ernsthaft, auch in kleinen Schritten diesem Ziel näher zu kommen. So wurde beispielsweise in den gerade zu Ende gegangenen Neujahrsferien ein sogenanntes Winterlager mit Ferienbetreuung, künstlerischer Arbeit und allerlei "Schneetreiben” veranstaltet.
Der letzte Brief aus Woronesch an den Verein WiR macht deutlich, was unsere Kollegen dort momentan am meisten bewegt:
"Wir denken an einen neuen Kredit und errechnen seine Zweckmäßigkeit und unsere Möglichkeiten. Sicher haben wir noch viele Probleme vor uns, wir haben lange überlegt, halten aber die Entscheidung, das Grundstück zu behalten, für richtig. Das ist unsere Perspektive, ohne Erde ist sie unmöglich. Deshalb wenden wir uns an Sie mit der Bitte, über unsere Initiative in möglichst weiten Kreisen zu erzählen. Sicher finden sich noch Menschen, die unseren Weg auch für richtig halten und uns geistig oder auch materiell helfen.
Wir arbeiten voller Hoffnung weiter und danken Ihnen für Ihre langjährige Unterstützung, Ihre RADUGA-Schule”
Bernd Strobel
Stavotino
Wer schon durch Russland gereist ist, wird nie die Weite des Landes vergessen, die scheinbar endlosen Ebenen, die im Sommer ringsum grünen. Auf den zweiten Blick kann man dann erkennen, dass es überwiegend unkultiviertes Land ist, das sich da ausbreitet und zunehmend verbuscht und verwildert. Seit Stalin den Bauernstand nahezu ausgerottet und die Zwangswirtschaft eingeführt hat, gilt die berufliche Arbeit mit der Erde, mit Pflanzen und Tieren als minderwertig; und daran hat sich bis heute wenig geändert. Auch auf diesem Gebiet sind die russischen Waldorfschulen zukunftsweisend: den Kindern handfeste, praktische Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln und so wieder eine liebevolle Beziehung zur Natur herzustellen, gehört selbstverständlich zum Lehrplan.
Eine große Hilfe für die Schulen ist dabei die bei St. Petersburg, begründet von Irina Beljakowa. Irina und ihr Mann Kolja betreiben mit ihrer ganzen Kraft die Verbreitung der biodynamischen Bodenpflege in Russland. Zu ihren Seminaren kommen längst nicht nur Menschen aus dem Umkreis der WS, sondern aus ganz Russland - Multiplikatoren für Irinas Wissen und ihren Enthusiasmus, für die gemeinsam zubereiteten Präparate und für den , den Irina jährlich übersetzt und . Diese Sisyphusarbeit unterstützt der Verein WiR nach Kräften.
Der Boden auf Eisenpfählen
"Ich bin der glücklichste Mensch unter der Sonne", schrieb Irina, nachdem sie von WiR 6.000 Euro erhalten hatte. Nach der Banja finanzierten wir im vergangenen Jahr eine Blockhütte als "Gästehaus" für Lehrer und Dozenten (bisher schliefen sie mit Irina und Kolja zusammen in einem kleinen Zimmerchen).
Nur dank umfangreichen Eigenleistungen reichte das Geld gerade so mal hin. Kolja und seine beiden Helfer mussten Bäume fällen, Wurzeln roden, den Boden planieren, Eisenpfähle einrammen, ein Fundament aus Feldsteinen mauern, Fenster und Türen einsetzen, Heizung und Elektrik installieren. Beim Herbstseminar konnte dann der Dozent Michael Hertel sein eigenes Häuschen beziehen.
Unsere gemeinsame Vision ist, jährlich solch eine Blockhütte zu erstellen, so dass eine Art Feriendorf entsteht: zur Nutzung bei Seminaren und zur Vermietung in den Sommerferien. Dann sollte natürlich eine Wasserleitung von der Dorfpumpe aufs Grundstück gelegt und eine biologische Abwasseranlage gebaut werden. Es sind Träume, aber sie sind realisierbar. Denn alles Nötige ist da: viel Platz, viel Know-how (Kolja ist Ingenieur), Wasser, Strom, Helfer und ein günstiger Lieferant für Blockhütten. Nur eines fehlt: Geld. Wir werden tun, was wir vermögen, und wenn auch Sie etwas dazulegen können, so freuen sich alle Menschen, Engel und Naturwesen, die mit der russischen Erde zu tun haben.
Bärbel Frömter
Stavotino – die erste biodynamische Schule in Russland
Vier Mal, immer am Ende des Septembers oder Anfang Oktober, war ich in den letzten Jahren in Stavotino, das etwa 160 km südwestlich von St. Petersburg in einem großen Waldgebiet liegt. Die Ortschaft liegt auf einem flachen Höhenrücken und besteht aus etwa 30 Häusern, meistens aus Holz gebaut. Nur wenige Familien oder alte Menschen wohnen dort das ganze Jahr. Es ist sehr still unter dem weit gespannten Himmel mit seinem herrlichen Licht. Nach Westen hin erstreckt sich eine riesige waldfreie Fläche, die wahrscheinlich zu einer ehemaligen Kolchose gehörte. Inzwischen wird sie von der Natur zurückgeholt – sie ist bewachsen von einer Vielzahl von Stauden wie Weidenröschen, Riesenherkuleskraut, hohen Gräsern und Disteln. Dazwischen stehen Weidengebüsche, Schlehen und wilde Apfelbäume, die sehr schmackhafte Früchte tragen. Auf großen Flächen kommt Wald auf, meistens sind es Birken, aber auch Eschen, Eichen, Zitterpappeln, Erlen sowie Ulmen, Linden und Ahorn sind vertreten.
Auf dieser "Lichtung" von geschätzten zehn Quadratkilometern hat die Initiative von Irina Belyakova ein fünf Hektar großes Stück Ackerland, wovon zwei Hektar kultiviert werden. Die Erde dort ist fast ohne Steine, ein wunderbarer, tiefgründiger, dunkelbrauner Boden, der bei ausreichender Feuchtigkeit eine gute Ernte garantiert. Im Rahmen unserer Seminare, die auch der Herstellung der biologisch-dynamischen Präparate dient, führen wir auch die praktische Anwendung derselben durch, und zum Tagungsabschluss werden dann Möhren, Rote Beete und Kartoffeln geerntet. Ich durfte ein paar Möhren mitnehmen, und meine Kinder und Enkel sagten, so gute Möhren hätten sie noch nie gegessen. Also diese wunderbare Erde zu kultivieren lohnt sich, und ich kann es nicht verstehen, dass man so viel Land ungenutzt liegen lässt.
Wenn man in die Nachbargärten schaut, so stehen sie voll mit alten Apfelbäumen, der Boden ist übersät mit den reifen, gefallenen Früchten. Niemand ist da, der sie aufhebt und weiterverarbeitet. Mein Eindruck war, die Natur schenkt im Übermaß, und wir Menschen nehmen es nicht entgegen. Vielleicht ist es so etwas wie ein Dornröschenschlaf, aus dem es zu erwachen gilt. Natürlich kann Irina zusammen mit ihrem Mann diese Arbeit nicht leisten, aber vielleicht ist das ein Schritt, der erst in der Zukunft ansteht. Ich sehe da ein großes Potential.
Nun zum Seminar und seinen Einrichtungen. Das Backsteinhaus, in dem alles stattfindet, hat neue Fenster bekommen. Drei große Öfen sorgen für angenehme Wärme für die etwa 20 Teilnehmer. Einige von ihnen waren jedesmal dabei, aber jedesmal sind neue Menschen da aus der Umgebung von St. Petersburg, aus Finnland, Moskau, Jaroslawl, ein Teilnehmer kam vom Baikalsee. Oft arbeiten die Teilnehmer in Waldorfschulen oder Camphilleinrichtungen, manche sind Gärtner oder Landwirte mit Interesse an der Wirtschaftsweise. Die Schlafgelegenheiten sind schlicht, aber gut. Für manche ältere Teilnehmer aber sicher nicht einfach.
Als ich das erste Mal in Russland war, fühlte ich mich in mancher Beziehung um 200 Jahre zurückversetzt. Wasser holt man in Eimern an einem Brunnen, Zähneputzen und jegliche Körperpflege fand unter freiem Himmel statt, und das stille Örtchen findet man in 50 Metern Entfernung unter einer herrlichen Ulme. Also die Beziehung zur Natur ist unmittelbar gegeben.
In den vier Jahren hat sich vieles verändert. Zum ersten Mal wusch ich mich in der (von WiR gespendeten) Banja, einem Häuschen mit drei Abteilen: Aus- und Ankleiden, Waschen und Schwitzen. Man fühlte sich wie neu geboren. Zum Schlafen hatte ich ein eigenes Zimmer in der neuen Blockhütte, das mit einem Radiator beheizt werden konnte. Da konnte ich die Unterlagen für die verschiedenen Kurse ausbreiten und vorbereiten, eine große Hilfe.
Das neue Gästehaus
Als Themen sind immer wieder gefragt: Warum gerade diese Präparatepflanzen, was ist da besonderes daran, Herstellung und Anwendung der Präparate, Fruchtfolgen, Grundlagen zum Verständnis der Planeten- und Tierkreiskräfte, Aufbau und Lehrplan des Gartenbauunterrichtes für Kinder, sowie der Umgang mit den "Schädlingen".
Direkt am Haus ist ein großes Gartengelände, das aber nahezu ungenützt ist. Dort praktizieren wir die Kompostbereitung in allen Werdestufen. Man müsste eigentlich mindestens einen ganzen Monat dort sein und mit einer Gruppe von zehn tüchtigen Helfern anpacken, um den Gartenbau mehr zu installieren. Aber Garten braucht mehr Kontinuität - und daran wird es fehlen.
Was könnte man unterstützen? Sicher ist am Haus weiterer Handlungsbedarf. Der Fußboden im Eingangsbereich scheint mir kurz vor dem Durchbrechen, das Dach soll auch nicht ganz dicht sein. Für die tägliche Körperpflege wäre ein kleines Häuschen sinnvoll und sicher ein echter Gewinn. Ideal wäre, wenn jemand vor Ort wäre und kontinuierlich am Aufbau und Erhalt der Initiative arbeiten könnte.
Durch Irinas und Nikolais Impuls und Tatkraft wurde ein Grundstock gelegt und gepflegt, der für Russland zutiefst bedeutungsvoll und wünschenswert ist und an dessen Erhalt und Weiterentwicklung wir uns nach Möglichkeit beteiligen sollten. Ich durfte dort wunderbare Menschen kennenlernen mit einem weiten, offenen Herzen, wofür ich sehr dankbar bin.
Michael Hertel
Auch Sie, liebe Mitglieder, Freunde und Leser haben mit Ihren Beiträgen und Spenden ein weites und offenes Herz bewiesen! Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und wünschen Ihnen ein gesegnetes Jahr 2016!
Thea Hepting Bernd Strobel Bärbel Frömter