"… Aber die finanzielle Lage unserer Familie hat sich geändert. Wir waren bisher nie im Rückstand mit dem Schulgeld und zählten nie zu den Schuldnern. Aber jetzt reicht das Familieneinkommen kaum noch fürs Nötigste. Ich arbeite als Computerfachmann und verdiene nach Abzug der Steuern 15.000 Rubel im Monat (ca. 370 Euro). Die Fixkosten für Miete Telefon, Strom, Versicherungen und Fahrgeld betragen 7.000 Rubel. Die Kosten für die Schule belaufen sich auf 3.500 plus 1.000 Rubel fürs Mittagessen. Von den verbleibenden 3.500 Rubeln bis zum Ende des Monats zu leben ist unmöglich. Das reicht nicht einmal für die Ernährung unserer vierköpfigen Familie, abgesehen von Kleidung und Schuhen, von Vergnügungen ganz zu schweigen… Wir wären dankbar, wenn Sie unserem Sohn den weiteren Besuch der Waldorfschule ermöglichen könnten, und sei es nur für dieses Schuljahr."
Liebe Schulgemeinschaft, das ist der Brief eines russischen Vaters aus Jaroslawl, der die Finanzkrise in nüchternen Alltagszahlen spiegelt. In Russland hat die Krise die Durchschnittsfamilien schneller und härter getroffen als bei uns, deshalb haben wir im Sommer mehr Bittbriefe bekommen als sonst. 13 Kinder haben wir fürs Schuljahr 2009/10 mit Zuschüssen versorgt, und nun erhielten wir noch vier neue Briefe, deren Inhalt dem obigen ähnelt. Immer geht es um die angstvolle Frage, ob das Kind an die kostenlose Staatsschule wechseln muss. Und immer wird die Hoffnung ausgesprochen, dass der Verein WiR helfen kann, damit "die Seele des Kindes nicht zerbricht", wie eine Mutter schreibt.
Auch die Schule selbst muss weiterhin um ihr Fortbestehen ringen. Die deftigsten Hindernisse stellt der Staat in den Weg mit immer neuen, z.T. grotesken Auflagen (z.B. keine Vorhänge mehr, keine Holztäferung, keine Pflanzen über 40 cm Höhe – wegen Brandgefahr!), neue Türen, Bereitstellung einer Mensa (Essen im Klassenzimmer ist ab sofort unhygienisch), Renovierung der Küche, Erneuerung der Warmwasserleitungen und Dachsanierung des Hauptgebäudes. Noch dieses Jahr müssen die Vorgaben erfüllt werden, sonst gibt es keine Gebäudelizenz. Und das alles muss die Schule selbst bezahlen.
Es ist leider so, dass die WS Jaroslawl das letzte Jahr nur schlecht überstanden hätte ohne die Hilfe des Vereins WiR in Höhe von 15.000 Euro, und es ist leider so, dass noch keine Besserung in Sicht ist. Aber es ist unsere Partnerschule! Ungezählte Jugendliche der WS Rengoldshausen haben dort Praktika, Sprachkurse und Ferien gemacht, und einfach jeder, der will, wird dort als Gast aufgenommen. Helfen Sie mit, dass diese wunderbare kleine Schule lebt und gedeiht, indem Sie Mitglied werden oder den Verein mit einer Spende beschenken.
"Euch gilt unsere große Liebe und Dankbarkeit dafür, dass es euch gibt, dass ihr uns eure Kraft und Zeit schenkt, dass ihr an uns denkt. Dank eurer Hilfe konnten wir wieder ein Schuljahr abschließen." So schrieb uns das Kollegium im Juli, und das gibt uns den nötigen Mut, Ihnen, liebe Eltern und Freunde unserer Schule, den Verein WiR e.V. ans Herz zu legen. Niskij poklon! Mit einer tiefen Verbeugung!
Elena BockemühlSergej BojkovBärbel Frömter