Überlingen, im Januar 2007
Liebe Mitglieder und Freunde,
ein reiches Jahr liegt hinter uns, und WiR fühlt sich wie ein Bauer, der rechtschaffen geackert und schließlich eine gute Ernte eingefahren hat. Nun sitzt er am Ofen und blickt dankbar auf das Jahr zurück. Und wir machen's ebenso.
Bei 19 Veranstaltungen hat der Verein seine Tische aufgebaut und seine Fülle ausgebreitet: Ausgesuchte Waren aus Russland und schöne selbstgemachte Besonderheiten. Inzwischen gibt es ein Grüppchen keineswegs sauertöpfischer Damen, die sich donnerstagnachmittags zum Arbeiten treffen; und bei so vielen Händen kommt dann auch eine Menge zu Stande. Dank sei Euch allen, und ab Mitte Februar geht's weiter (auch wenn erst "Im Märzen der Bauer sein Rösslein einspannt")! Großveranstaltungen waren für uns wieder das Oberstufenkonzert vor Ostern und der Adventsbasar, und im November kam dieses Jahr noch die Delegiertentagung hinzu. Nicht zu vergessen sind der Verkauf bei Klassenspielen und unsere eigene Veranstaltung, die sommerliche Lyrikmatinee. Da sammelten auch diesmal Sarah Kellogg und Johannes Hermann eine Gemeinde konzentriert lauschender Sprachfreunde um sich; denn Gedichte hören zu können - diese Gelegenheit wird selten geboten. Wir danken den beiden Anstiftern und Hauptdarstellern dieser gehaltvollen sommerlichen Kurzweil!
Ein wahrer Segen für den Verein sind die Vorträge von Jana Haas (12 im Jahr 2006), die Nora Müller aufs Beste organisiert. Nicht nur, dass wir unseren Stand aufbauen dürfen und dank Jana Haas' liebevoll-unverblümter Direktwerbung gut verkaufen, nicht nur das, sondern WiR bekommt die Eintrittsgelder geschenkt - das waren allein 6.000 Euro. Und nicht nur das: Wir hören die wunderbaren Vorträge, nach denen wir stets erfrischt, gestärkt und frohgemut unseren Laden wieder zusmmenpacken. Ein Dankeschön aus tiefstem Herzen!
Dies alles hat zusammen mit den Mitgliederbeiträgen und den Spenden, die unsere Kollegen in Kassel und v.a. die unermüdliche Frau Dr. Buhl in Würzburg sammelten, eine erstaunliche Summe Geld ergeben: 35.000 Euro sind im Jahr 2006 von hier und WiR nach Russland geflossen. Die Initiative "Lichtkeim" auf den Waldaihöhen, ein hoffnungsvolles russisch-deutsches Jugendprojekt, hat 2.000 Euro erhalten, die WS "Raduga" in Woronesch 12.000 Euro und die WS Jaroslawl 21.000 Euro. Die russischen Schulberichte erwarten wir im Februar, und bei der Jahresversammlung am 10. März wird unsere Finanzministerin Heidi Gonschorek die Einzelheiten auflisten.
Freudestrahlend vermelden wir, dass es zusätzlich ein stattliches Sparbuch namens "Auto für Jaroslawl" gibt. Viele Geber haben es dick gefüttert, ganz besonders drei großherzige Spender von jeweils 1.000 Euro - ohne sie hätten wir's nur zu einer kleinen Rostbeule gebracht. Nun sind es aber 5.000 Euro, und wir können ein wirklich fahrtüchtiges und dauerhaftes Auto kaufen.
Über das Wie und Wann sind wir gerade im Gespräch, Sie werden das Ergebnis in der Jahresversammlung und in den Schulmitteilungen erfahren.
Ungezählte Menschen haben zu diesen großen Summen beigetragen, auch die Käufer unserer Waren. Es muss aber gesagt werden, dass wir im vergangenen Jahr an die Grenzen unserer Kraft gestoßen sind und in Zukunft die Gewichte und Lasten breiter verteilen müssen. Zunächst wird das äußerst zähe Unterfangen, weitere deutsche Waldorfschulen als Mitglieder zu gewinnen, im Jahr 2007 im Vordergrund stehen. Außerdem bedrängen wir (jawohl!) die russischen Schulen, selbst Arbeitsgruppen oder gar Werkstätten zu gründen, die Verkäufliches herstellen. Das wird dauern; denn unsere Möglichkeiten hier sind so viel reicher und freier und lassen sich nicht einfach übertragen. Ideen, Materialien und Knowhow müssen vermittelt werden, und - ganz wesentlich - die verschiedenen Vorstellungen und "Geschmäcker" müssen befriedigend zusammenfinden, ohne dass wir bevormunden. Und schließlich muss es noch getan werden.
Noch ein Blick auf den Verein und seine Mitglieder. In sechs Jahren ist WiR von anfänglich 17 auf nunmehr 49 Mitglieder angewachsen (wo steckt bloß Nr. 50?). In die Freude darüber mischt sich auch Trauer; denn im vergangenen Jahr sind drei hochgeschätzte Mitglieder über die Schwelle des Todes gegangen: Verena Oesch, Dr. Ilse Seidel und Elke Stöbe-Wolfram. Sie waren uns besonders eng verbunden: Frau Oesch unterstützte den Verein mit dem Verkauf ihrer Krippenfiguren, Frau Dr. Seidel und Frau Stöbe-Wolfram schrieben uns immer wieder zustimmende und frischen Mut entfachende Briefe. Das alles wird uns fehlen, und wir denken an sie in warmer Dankbarkeit. Überhaupt wollen wir hier allen Mitgliedern von WiR unseren Dank sagen; denn Sie sind der einzige einigermaßen berechenbare Faktor und damit das stabile Gerüst unseres bewegten Unternehmens. Gerne würden wir Sie alle persönlich kennenlernen und Ihnen die Hand drücken, vielleicht bei einem "Feschtle" oder Ausflug - weiter sind wir noch nicht gekommen mit der Planung. Denn schon stehen neue Termine vor uns:
Zum Vortrag Michail Tarachas und zu seiner Initiative "Lichtkeim" gibt es in den aktuellen Schulmitteilungen einiges zu lesen; zur Jahresversammlung werden Sie, wie es die Satzung vorschreibt, gesondert eingeladen. Vorher hoffen wir Ihnen noch die Berichte aus Jaroslawl und Woronesch zusenden zu können.
Das sind die nächsten Vorhaben für 2007. Zeit also, das beschauliche am Ofen Sitzen zu beenden und sich ans Ackern zu machen. Wir blicken noch einmal dankbar zurück auf unser reiches Jahr und nehmen den Arbeitskittel vom Nagel.
Seien Sie alle mit Segenswünschen für das Jahr 2007 herzlich gegrüßt von Ihren
Sergej Bojkov Elena Bockemühl Bärbel Frömter